Probstei - Skizzen einer Reise

Allgemeine Bemerkungen über

die frühere Geschichte der Probstey

Im Jahr 1817 reiste der Litauer J. Taillefas, von Norden kommend, durch die Gegend und warf ein sehr genaues Auge auf Land und Leute. Im folgenden Textauszug geht es um die Probstei und ihre Entstehung.


Die älteste Geschichte des Districkts, der in Holstein vorzugsweise "die Probstey" heißt, verliert sich in Dunkelheit. Auch darf dies nicht befremden, da der Districkt, an und für sich zu klein, kein Volk enthält, das sich durch Kriegsthaten auszeichnete, oder sich sonst eine historische Merkwürdigkeit errang. Ja, er war höchstwahrscheinlich in frühern Zeiten, in denen schon die Bewohner mehrerer Gegenden Holstein sich historisch merkwürdig machten, nur theilweise bewohnt. Aeußerst wahrscheinlich sind die Novalia in der ersten Urkunde des Klosters Preetz, der Schenkungsacte des Lübeckischen Bischoffs Berthold vom Jahre 1220 hier zu suchen. Auch in dem Diplom des Herzogs Albert von Sachsen vom Jahre 1232, wodurch derselbe des Grafen Adolphs IV. Stiftung des adelichen Frauenklosters zu Preetz, als Lehnsherr desselben bestätigte, ist ein ansehnlicher Theil der jetzigen Probstey, von der Hagener Au bis an die Schmoler Gränze, mit: Wald und Wiese bezeichnet. So manche innere Spuren bestätigen diese Ansicht.



Photo: Der Hafen von Laboe um 1895


Was zuerst die Waldungen betrifft: so haben sich nicht nur die Namen mehrerer Hölzungen, an denen ein diese Gegend so reich gewesen seyn muß, bis auf unsere Zeit erhalten, sondern selbst Zeitgenossen haben noch das allmählige Hinschwinden einst beträchtlicher Waldungen erlebt. Ja, es haben sich hierüber in den einzelnen Dörfern glaubwürdige Traditionen erhalten. So weiß man von dem Dorfe Bentfeld, daß auf diesen itzt so fruchtbaren Feldern an 400 Schweine in die Mast gejagt wurden, und von dem Dorfe Fahren, auf dessen Feldern itzt vorzüglich üppige Saaten prangen, daß das ganze erst spät urbar gewordne Feld größtentheils Wald und Morast, wie das Dorf selbst, Wohnung von Kohlebrennern und Fischern war.

Auch findet man noch zuweilen auf den Feldern mehrerer Dörfer in Mergelgruben, und Moorwiesen, oft sechs bis acht Fuß tief, ganze Schichten von Eichbäumen auf und über einander gelagert, eine Erscheinung, die doch wohl den vormaligen Überfluß an Waldungen hinlänglich beurkundet. Betrachtet man überdieß die große Reihe von salzen Wiesen, die von Wenddorf an bis zu Schmoler Gränze am Gestade der Ostsee das Ackerland der Probstey umringen, so überzeugt man sich, wie sie nur durch Abgrabung in den Stand gesetzt werden konnten, Menschen und Vieh zu tragen, und wie sie erst durch allmählige Kultur ihre jetzige Brauchbarkeit erhielten. Der Name "Probstey" beweist, daß die eigentlich historische Existenz dieses Völkchens erst mit dem Zeitpunckt beginnt, da es dem Kloster Preetz untergeben war. Der Name ist erst aus dem 13ten Jahrhundert, und bedeutet bestimmt einen Districkt, über den der p.t. Probst des Klosters Preetz zu sagen hat.

Auszug aus: "Skizzen einer Reise nach Holstein besonders der Probstey Preetz" von J. Taillefas, geschrieben 1817


Published by Ostufer.Net 2013


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