30.1.1945 - Der Untergang der Wilhelm Gustloff
21:16 Ortszeit, 55N07.5 17E42, 12 sm querab Stolpmünde: Das sowjetische U-Boot S-13 schiesst drei Torpedos auf die 'Wilhelm Gustloff' ab. Alle drei treffen, das Schiff sinkt gegen Mitternacht. Das ehemalige KdF Schiff war um 12:30 in Danzig ausgelaufen und hatte offiziell 6.050 Menschen an Bord, überwiegend Ostdeutsche, die sich auf der Flucht vor der Roten Armee befanden.
Die folgenden Zahlen dürften veraltet sein. Mittlerweile geht man davon aus, dass über 10.000 Menschen an Bord waren. Von den über 6.000 Menschen waren etwa 4.424 Frauen und Kinder, der Rest gehörte zum Schiffspersonal oder zur Wehrmacht. Die Lufttemperatur betrug zum Zeitpunkt des Unterganges minus 18 Grad. 5.384 Menschen starben in den eiskalten Fluten der Ostsee, soweit sie die Einschläge der Torpedos überhaupt überlebt hatten.
Die Entdeckung der Wilhelm Gustloff' durch S-13 geschah wahrscheinlich durch einen tragischen Fehler. Üblicherweise hätte das Schiff völlig verdunkelt fahren müssen. Es soll einen Funkspruch gegeben haben mit dem Inhalt, dass der Gustloff ein Verband von Minensuchern entgegen kommt. Um eine Kollision zu vermeiden, hatte der Kapitän daraufhin die Positionslichter anschalten lassen. Als er sie nach kurzer Zeit wieder ausschalten liess, war es zu spät: das Schiff war entdeckt.
Eine weitere dieser Tragödien war der Untergang des Frachters 'Goya' am 16. April 1945. Auch hier lässt die die Anzahl der Toten nicht genau bestimmen. Das Schiff soll etwa 7.000 Menschen an Bord gehabt haben, man spricht von 176 Geretteten.
Trotz so einer Tragödie: Bei der "Operation Hannibal", der Evakuierung der eingeschlossenen Deutschen im Osten und der größten Evakuierung der Geschichte, konnten 2,5 Millionen Menschen vor der anrückenden Roten Armee in Sicherheit gebracht werden. Auf den insgesamt 1.081 eingesetzten Schiffen kamen dabei etwa 33.000 Menschen ums Leben, das entspricht 1,3 % der Flüchtenden. Geleitet wurde die Aktion von Seetransportchef Konteradmiral Conrad Engelhardt in Hamburg.
Die neue Heimat
Viele der Flüchtlinge blieben im Norden und fanden hier eine neue Heimat. Die Leistung, die dabei vollbracht wurde, war gewaltig. Schon nach der Zerstörung Hamburgs 1943 waren 200.000 Ausgebombte in die nördlicheren Gebiete umgesiedelt worden. Die Städte und Dörfer, die vielfach selber unter Bombardierung und Zerstörung zu leiden hatten, platzten zum Teil aus allen Nähten. Ein Fünftel der Heimatlosen wurde von den kreisfreien Städte Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster aufgenommen. In den Kreisen Eckernförde und Stormarn verdoppelte sich die Einwohnerzahl schlagartig. In Rendsburg und auf der Halbinsel Eiderstedt betrug der Zuwachs 65 %
Bis alle Flüchtlinge wieder ordentlich wohnen konnten, sollten noch Jahre vergehen. Am 1. April 1950 gab es noch 728 Flüchtlingslager mit 127.756 Menschen. Für die Flüchtlinge war es nicht immer einfach, oft sind sie nicht eben mit offenen Armen empfangen worden. "Du Flüchtlingskind" galt noch lange als Schimpfwort.
DATEN Wilhelm Gustloff Typ: Passagierschiff Bauwerft: Blohm & Voss, Hamburg Stapellauf: Frühjahr 1938 Eigner: Deutsches Reich Verdrängung: 25.484 BRT Länge: 208,50 m Breite: 23,60 m Tiefgang: 7 Meter Antrieb: Vier MAN 8-Zylinder Diesel - 2 Propeller 9.500 PS Geschwindigkeit: 15,5 Knoten Besatzung: 426 Passagiere: 1.465 (KDF) Kabinen: 463 Einrichtung: 2 Speisesäle, Musiksalon, 3 Hallen, Theater, Turnhalle, Innenschwimmbad
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